Wechselwirkungen zwischen Materialien und Trinkwasser

Jedes Material in Kontakt mit Trinkwasser interagiert mit diesem. Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) schreibt vor, dass diese Wechselwirkung so gering wie möglich sein muss, alle Grenzwerte eingehalten werden müssen und das Trinkwasser in Geschmack, Geruch oder Aussehen nicht nachteilig beeinflusst werden darf.

Materialauswahl basierend auf Trinkwasserbeschaffenheit

Die Materialauswahl richtet sich nach der Trinkwasserbeschaffenheit. Planer sollten folgende Grundlagen berücksichtigen:

  • Eigene praktische Erfahrungen mit dem verteilten Wasser
  • DIN EN 12 502 (Korrosionswahrscheinlichkeiten)
  • Metall-Bewertungsgrundlage des Umweltbundesamtes
  • DVGW Arbeitsblätter W 551-6 und W 551-8

Das Wasserversorgungsunternehmen muss die notwendigen Informationen (Trinkwasseranalyse) bereitstellen.

Auswahl von Bauteilen und Apparaten

Planer müssen Bauteile und Apparate nach entsprechenden Produktnormen auswählen. Bei fehlenden Normen sind nur Produkte mit ausreichendem Eignungsnachweis, auch bezüglich des Korrosionsschutzes, zu verwenden. Zertifizierungen von Branchenzertifizierern wie dem DVGW sind zu beachten.

Vermeidung von Korrosion in Mischinstallationen

Bei der Verlegung unterschiedlicher Rohrmaterialien (Mischinstallationen) muss die Spannungsreihe der Metalle beachtet werden, um Korrosion zu vermeiden. Wichtige Punkte:

  • Beachtung der Fließregel (edleres Metall in Fließrichtung hinter dem unedleren Metall)
  • Berücksichtigung der DIN EN 806-4, DIN EN 12 502 und DIN 1988-200

Maßnahmen zur Korrosionsvermeidung

  • Förderung natürlicher Schutzschichten (Kalk-Rost-Schutzschicht in Rohrleitungen)
  • Einsatz von Zwischenstücken aus nichtleitenden Stoffen (Emaille, Kunststoff)
  • Installation von Opferanoden, z.B. aus Magnesium in Speichern

Problematik von Kalkablagerungen

Kalkablagerungen können zu technischen und hygienischen Problemen führen. Maßnahmen zur Vermeidung:

  • Einhaltung der Warmwassertemperatur von mindestens 60°C am Boilerabgang (DVGW W 551-1)
  • Je nach Wasserhärte: Stabilisierung durch Phosphatdosierung oder Enthärtung durch Ionenaustauscheranlagen

Rohrinnenbeschichtungen und -sanierungen

Innenbeschichtungen können zur Sanierung alter Leitungen sinnvoll sein, erfordern aber besondere Sorgfalt:

  • Bleirohre müssen ausgetauscht, nicht saniert werden
  • Verwendung von Epoxidharzen oder Polyurethanharzen
  • Langfristige Kontrolle des Trinkwassers auf Bisphenol A, Koloniezahlen, E.coli und coliforme Bakterien erforderlich
  • Beschichtungen müssen der KTW-BWGL des Umweltbundesamtes entsprechen

Diese Maßnahmen gewährleisten die Einhaltung der VDI 6023 und tragen zur Sicherstellung der Trinkwasserhygiene bei.

Weiterführende Informationen

Umweltbundesamt: Bewertungsgrundlagen und Leitlinien für Trinkwasser. Verfügbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/trinkwasser/trinkwasser-verteilen/bewertungsgrundlagen-leitlinien (Abgerufen am 6. März 2025).

Umweltbundesamt: Fragen und Antworten zur Rohrinnensanierung von Trinkwasserleitungen durch Beschichtung mit organischen Reaktivharzen. Verfügbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/5620/dokumente/uba-information_rohrinnensanierung_rev01.pdf (Abgerufen am 6. März 2025).