Schimmelpilzbefall in Gebäuden fordert beispielsweise von Fachkräften im Bauwesen, Sanierungsunternehmen und Arbeitsschutzexperten ein umfassendes Verständnis von Arbeitsabläufen bei der Schimmelpilzsanierung und Schutzstandards. Dieser Ratgeberartikel beleuchtet detailliert die gesetzlichen Rahmenbedingungen, technischen Verfahren und sicherheitsrelevanten Aspekte der professionellen Schimmelentfernung. (Stand Oktober 2025).

 

 

Ein Mann in einem Kategorie-3-Typ-5/6-Schutzanzug und Vollgebläsemaske.

Inhalte

🏠 Schimmel in Innenräumen – ein oft unterschätztes Gesundheitsrisiko

Schimmel in Innenräumen kann neben der ästhetischen Beeinträchtigung auch zu einem erheblichen, oft unterschätzten, Gesundheitsrisiko werden. Gefährdet sind hier einerseits Personen, die sich dauerhaft oder längere Zeit in schimmelbelasteten Räumen aufhalten (z. B. Wohnung, Arbeitsplatz). Eine weitere verstärkt gefährdete Gruppe sind beruflich exponierte Personen wie professionelle Schimmelsanierer, Bauarbeiter, Maler oder Beschäftigte in Abbruchunternehmen. Deshalb ist für Fach- bzw. Arbeitskräfte in diesen Bereichen eine ausreichende Sachkunde im Umgang mit Schimmel besonders wichtig. Diese kann zum Beispiel in unserem zertifizierten Sachkundelehrgang Schimmelpilzsanierung erworben werden. 

Schimmelpilze oder einzelne Schimmelbestandteile wie Proteine können eine Vielzahl gesundheitlicher Beschwerden und Erkrankungen hervorrufen. Zu diesen zählen unter anderem: 1, 2, 3 

  • Reizungen: Husten, Schleimhautreizungen im Bereich von Hals und Nase sowie Augenreizungen. 
  • Allergische Erkrankungen/Schimmelpilzallergie: Asthmaanfälle, allergischer Schnupfen, Bindehautrötungen der Augen sowie allergische Hautreaktionen wie Ausschläge. 
  • Infektionen (Mykosen): Immunsupprimierte Personen sind besonders durch Schimmelpilzinfektionen wie eine Aspergillose gefährdet. 
  • Toxische Wirkungen: Bestimmte Schimmelpilzarten synthetisieren Mykotoxine (Schimmelpilzgifte), die bei oraler Aufnahme zu Schädigungen innerer Organe wie Leber und Nieren führen können. 
  • Allgemeine unspezifische Reaktionen: Vor allem langanhaltende Schimmelexpositionen können Kopfschmerzen, Müdigkeit und Unwohlsein auslösen. 

Wichtig zu wissen: Die individuelle Sensitivität gegenüber Schimmelpilzen variiert teilweise erheblich. Kinder sowie immungeschwächte Personen gelten als besonders vulnerabel. 

📔 Vor der Schimmelsanierung: fachgerechte Bewertung des Schimmelbefalls

Bevor die eigentliche Schimmelpilzsanierung beginnen kann, ist eine gründliche Schadensbewertung unerlässlich, um das Ausmaß des Befalls zu ermitteln und geeignete Maßnahmen einzuleiten. 

Für die strukturierte Bewertung bzw. Einschätzung von Schimmelbefall und Sanierungsanforderungen gibt es unter anderem die folgenden vom Bundesumweltamt im „Leitfaden zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden” (nachfolgend kurz: „Schimmelleitfaden”) vorgeschlagenen standardisierten Befallkategorien und Nutzungsklassen:

Befallkategorien (Ausdehnung des Schimmelbefalls) 

  • Kategorie 1: Normalzustand bis zu oberflächlichem, leichten Befall ohne tiefere Materialschaden, weniger als 20 cm² Fläche betroffen. Die Sanierung ist hier in der Regel nicht sofort erforderlich. Schimmelursachen sollten erkannt und beseitigt werden. Keine bzw. sehr geringe mikrobielle Biomasse. 
  • Kategorie 2: Geringer bis mittlerer Schimmelbefall über eine Fläche von weniger als 0,5 m² und nur lokal vorkommender Befall von tieferen Materialschichten. Die weitere Freisetzung von zum Beispiel Schimmelsporen sollte möglichst rasch verhindert werden. Schimmelursachen und Schimmelherde sind zu beseitigen. Mittlere mikrobielle Biomasse. 
  • Kategorie 3: Großflächiger Schimmelbefall mit einer Ausdehnung über 0,5 m². Tiefere Materialschichten können betroffen sein. Die Freisetzung von weiteren Schimmelbestandteilen sollte „unmittelbar” unterbunden werden. Schimmelursachen müssen kurzfristig ermittelt und beseitigt werden. 
Schimmel an den Wänden eines Gebäudes außerhalb des feuchten tropischen Klimas beschädigt die Wand durch Pilze
Wohnzimmerwand mit Schimmelbefall

Nutzungsklassen (Anforderungen/Dringlichkeit Schimmelsanierung) 

  • Nutzungsklasse I: Sehr hohe Anforderungen an Innenraumhygiene (z. B. Räume für Personen mit Immunsuppression in Krankenhäusern). 
  • Nutzungsklasse II: Normale Anforderungen an Innenraumhygiene für Räume, die nicht nur vorübergehend genutzt werden (z. B. Beispiel Wohn- und Büroräume, Schulen, Kindergärten). 
  • Nutzungsklasse III: Reduzierte Anforderungen an Innenraumhygiene für nicht dauerhaft genutzte Räume (z. B. Kellerräume, Garagen, Treppenhäuser). 

 

Die Einteilung in Nutzungsklassen in Verbindung mit der Einstufung der Schimmelausbreitung nach Kategorien hilft, den Sanierungsaufwand bzw. dessen Dringlichkeit einschätzen zu können. So kann zum Beispiel bei einem geringem Schimmelbefall in der Nutzungsklasse III sogar unter Umständen ganz auf Sanierungsmaßnahmen verzichtet werden. In der Nutzungsklasse II und besonders in der Klasse I sind dagegen bei Schimmelbefall sogar oft sofortige Sanierungsmaßnahmen erforderlich. 

🔎 Ursachenanalyse und Ursachenbeseitigung haben besondere Bedeutung

Eine nachhaltige Schimmelsanierung setzt auch die Ermittlung und Beseitigung der Schimmelursachen voraus. Geschieht dies nicht, ist sehr oft trotz sorgfältig ausgeführter Sanierungsmaßnahmen zeitnah mit einem erneuten Schimmelbefall zu rechnen. Ursachen für Schimmelbildung können unter anderem bauphysikalische Faktoren wie Feuchtigkeitsquellen (z. B. Leckagen an Rohren, defekte Feuchtigkeitssperren, undichte Dächer etc.) und Wärmebrücken sein. Zudem spielen nutzungsbedingte Feuchtigkeitseinträge sowie das Heiz- und Lüftungsverhalten für die Entstehung von Schimmelherden eine Rolle. 

✅ Ablauf einer professionellen Schimmelsanierung

Der Ablauf einer professionellen Schimmelsanierung bei einem großen Schimmelbefall lässt sich grob in die folgenden Schritte einteilen: 

1️⃣Schadensaufnahme und Einteilung des Schimmelbefalls in Kategorien, Feuchtemessung, ggf. mikrobiologische Probenahme, Ermittlung der Schimmelursachen und Erstellung eines Sanierungskonzepts. 

2️⃣ Eventuell Sofortmaßnahmen einleiten. 

3️⃣ Beseitigung der Schimmelursachen. 

4️⃣ Entfernung von mit Schimmel befallenen Materialien unter Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen (u. a. Eigenschutz durch Schutzkleidung, Abgrenzung des Sanierungsbereichs von anderen Räumen etc.). 

5️⃣ Fachgerechte Schimmelentfernung sowie Desinfektionsmaßnahmen (nach Bedarf) mit geeigneten Mitteln auf Materialien, die nicht entfernt werden können. 

6️⃣ Eventuell Trocknungsmaßnahmen an feuchter Bausubstanz vornehmen. 

7️⃣ Erfolgskontrolle der durchgeführten Maßnahmen. Freimessungen durchführen (falls erforderlich). 

8️⃣ Dokumentation aller durchgeführten Maßnahmen. 

9️⃣ Freigabe des sanierten Bereiches (falls erforderlich). 

🚧 Methoden der Schimmelentfernung

Für die eigentliche Entfernung von Schimmel stehen Fachkräften verschiedene Methoden und Hilfsmittel zur Verfügung. Allgemein priorisieren Experten in der Regel mechanische Verfahren, während chemische Mittel oder Biozide nur ergänzend und restriktiv eingesetzt werden. Die Verfahren werden jedoch teilweise auch in Kombination angewendet. Nachfolgend stellen wir Ihnen einige der gängigsten Methoden zur Schimmelentfernung stark vereinfacht und zusammengefasst vor: 

Mechanische Methoden 

Mechanische Methoden der Schimmelentfernung umfassen staubarme Reinigungsverfahren wie die Feuchtreinigung, das Absaugen mit speziellen Staubsaugern (HEPA-Filter) sowie die vollständige Demontage poröser, stark befallener Bauteile. Eine technische Trocknung in Kombination mit Unterdruckgeräten unterstützt die Feuchtigkeitsreduktion und minimiert die Sporenfreisetzung. 

Mechanische Methoden haben den Vorteil, dass diese keine chemischen Rückstände hinterlassen. Außerdem tragen die Methoden zu einer langfristigen Schimmelprävention bei (z. B. Trocknung, Beseitigung von Schimmelsubstrat). Nachteilig sind unter anderem der oft hohe Arbeitsaufwand, die teilweise erforderliche Spezialausrüstung sowie die Problematik einer ausreichenden Abschottung des Arbeitsbereichs. 

Chemische Methoden und Biozide 

Beim Einsatz chemischer Wirkstoffe oder Biozide werden Desinfektionsmittel wie verdünnte Alkohole (z. B. Isopropanol), Wasserstoffperoxid oder Biozide verwendet, um Schimmelpilze zu inaktivieren bzw. abzutöten. 

Vorteilhaft kann dabei die rasche Reduktion bzw. Abtötung aktiver Schimmelpilzkolonien auf kleinen Flächen sein. Ein Nachteil chemischer Methoden ist die mangelnde Beseitigung der Schimmelursachen, sodass ein Schimmelbefall in der Regel nicht nachhaltig bekämpft wird. Weiterhin können Chemikalien und Biozide bei mangelndem Arbeitsschutz und dem Verbleib von Rückständen teilweise Allergien und andere gesundheitliche Beschwerden auslösen. Möglich sind ebenso eine Schädigung der Bausubstanz sowie Umweltschäden (z. B. durch nicht fachgerechte Entsorgung kontaminierter Materialien). 

Wie Sie zum Beispiel Schimmel an der Wand auch als Laie mit Hausmitteln entfernen können, erfahren Sie hier: „Schimmel an der Wand entfernen: Grundlagen, Hausmittel & wann Profis gefragt sind”

Arbeitsschutz und Schutzmaßnahmen bei der professionellen Schimmelsanierung

Zum Eigenschutz, zum Schutz unbeteiligter Personen sowie zur Verhinderung unnötiger Kontamination nicht von Schimmel betroffener Gebäudeteile existieren zahlreiche Schutzvorschriften und Regeln. Diese können hier aufgrund ihres Umfangs und der Komplexität nur ansatzweise genannt werden. 

Als Basis für Schutzvorkehrungen sollte vor einer Schimmelsanierung eine Einteilung in Gefährdungsklassen (GK) nach DGUV 201-028 der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung vorgenommen werden. Nach der Richtlinie zum sachgerechten Umgang mit Schimmelpilzen in Gebäuden des Netzwerks Schimmel e. V. werden diese wie folgt in Kurzform zusammengefasst:5 

  • GK 0: ohne besondere Gefährdung 
  • GK I: mäßige Freisetzung von Staub und Sporen, Tätigkeitsdauer von weniger als 2 Stunden 
  • GK II: mäßige Freisetzung von Staub und Sporen, Tätigkeitsdauer von mehr als 2 Stunden 
  • GK III: stark staubintensive Arbeitsverfahren ohne zum Beispiel wirksame lokale Absaugung 

Nach der Einteilung in eine Gefährdungsklasse richten sich wiederum die erforderlichen Schutzmaßnahmen nach der DGUV 201-028 (Zusammenfassung nach „Schimmelleitfaden” des Umweltbundesamtes):4 

  • GK 1: Augenschutz bei Spritzwasserbildung oder Über-Kopf-Arbeiten, flüssigkeitsdichte Handschuhe (z. B. aus Nitril) 
  • GK 2: staubdichte Abtrennung, ggf. Einrichtung Übergangsbereich/Personenschleuse, ggf. technische Lüftung, Halbmaske P2-Filter, Augenschutz bei Spritzwasserbildung oder Über-Kopf-Arbeiten, staubdichter Schutzanzug, flüssigkeitsdichte Handschuhe (z. B. aus Nitril) 
  • GK 3: Schwarz-Weiß-Trennung mit Personenschleuse, technische Lüftung, gebläseunterstützte Hauben oder Masken mit P3-Filter, Augenschutz immer erforderlich, staubdichter Schutzanzug, flüssigkeitsdichte Handschuhe (z. B. aus Nitril) 

Wichtig zu wissen: Für eine umfassende Gefährdungsbeurteilung müssen neben der Belastung durch Schimmelbestandteile unter anderem auch die folgenden Kriterien beachtet werden: Vorhandensein anderer Biostoffe (z. B. Bakterien und Krankheitserreger), der Einsatz von Bioziden zur Schimmelbekämpfung (teilweise besondere Schutzmaßnahmen nötig), Vorhandensein anderer Gebäudeschadstoffe wie Mineralwoll-Dämmstoffe und Asbest.

Jetzt für Sachkundelehrgang zur Schimmelpilzsanierung anmelden!

Weitere Informationen zu unserem Lehrgang erhalten Sie hier:

In diesem Artikel konnten die Abläufe, Methoden und zu beachtenden Regularien einer professionellen Schimmelentfernung nur ansatzweise wiedergegeben werden. Ganz allgemein muss insbesondere eine Schimmelpilzsanierung großer Flächen von Personen mit entsprechender Sachkunde ausgeführt werden, die mit den erforderlichen Abläufen und Bestimmungen vertraut sind. Dies dient unter anderem dem Gesundheitsschutz. In unserem Sachkundelehrgang für Schimmelpilzsanierung können Sie entsprechende Sachkunde erwerben. Der als Präsenzveranstaltung abgehaltene, praxisorientierte Lehrgang dauert nur einen Tag und schließt nach bestandener Abschlussprüfung mit der Vergabe eines bundesweit anerkannten Zertifikats ab. Für den Lehrgang gibt es keine Zugangsvoraussetzungen

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Häufige Fragen und Antworten (FAQ)

Die Schulung richtet sich an Handwerksbetriebe, Gebäudereiniger, Maler, Installateure, Energieberater, Bauleiter und Sachverständige, die ihr Wissen in der Schimmelanalyse und -sanierung erweitern oder vertiefen möchten.

Unternehmen profitieren von einem fachlich geschulten Team, das Schimmelbefälle sicher beurteilen und gesetzeskonform beseitigen kann. Die Teilnahme steigert nicht nur die Qualität der Arbeit, sondern auch die Glaubwürdigkeit gegenüber Auftraggebern, Versicherungen und Behörden.

Ja. Teilnehmer erhalten ein Zertifikat der Deutschen Umweltakademie, das die erworbene Sachkunde dokumentiert. Dieses Nachweis-Dokument ist bei Ausschreibungen, Versicherungsfällen und Gutachten oft Voraussetzung oder stark von Vorteil.

Idealerweise verfügen Teilnehmende über Grundkenntnisse im Bau- oder Handwerksbereich. Eine abgeschlossene Ausbildung ist von Vorteil, jedoch nicht zwingend erforderlich. Wichtig ist ein technisches Grundverständnis und Interesse an baugesundheitlichen Themen.

Haben Sie noch weitere Fragen? Unser Team hilft Ihnen gerne weiter!

Referenzen

1Vgl.: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Gesundheitliche Relevanz von Feuchte und Schimmel im Innenraum. 2023. 

2Vgl.: MSD Manual: Aspergillose. 2023. 

3Vgl.: Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Mykotoxine. 2025. 

4Vgl.: Umweltbundesamt: Leitfaden zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden. 2024. 

5Vgl.: Netzwerk Schimmel e. V.: Richtlinie zum sachgerechten Umgang mit Schimmelpilzschäden in Gebäuden. 2022.