Allgemeine Anforderungen Einfluss von Materialien Grenzwerte & Probenahme Ursachenermittlung Praktische Hinweise
Probenahme auf Schwermetalle: Grundlagen
Jedes Material, das Kontakt zum Trinkwasser hat, hat auch einen Einfluss auf die Trinkwasserbeschaffenheit. Es gehen je nach Materialbeschaffenheit immer geringe Mengen Substanzen in das Trinkwasser über, abhängig von Stagnationsdauer, Durchfluss, Kohlensäuregehalt, pH-Wert u. a.
Die TrinkwV schreibt in §§ 14 u. 15 vor, dass hierdurch die Trinkwasserbeschaffenheit nicht nachteilig beeinträchtigt werden darf und dass diese Einflüsse nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik (a.a.R.d.T.) so gering wie möglich sein müssen.
Wichtig: Die Probenahme auf Schwermetalle erfordert besondere Beachtung der Stagnationszeiten, um repräsentative Ergebnisse zu erhalten. Eine fachkundige Probenahmeplanung ist unerlässlich.
Einfluss von Materialien auf die Trinkwasserbeschaffenheit
Die wichtigsten Substanzen, die aus metallischen Materialien in das Trinkwasser übergehen, sind Blei, Kupfer und Nickel. Der Übergang dieser Metalle ist von verschiedenen Faktoren abhängig:
  • Stagnationsdauer des Wassers in den Leitungen
  • Durchfluss und Strömungsverhältnisse
  • Kohlensäuregehalt des Wassers
  • pH-Wert des Wassers
  • Temperatur des Wassers

Ausführliche Informationen haben wir für Sie im folgenden Artikel zusammengetragen: Hygienische Werkstoffe und Materialien in der Trinkwasser-Installation nach VDI 6023.

Hinweis zu Materialien: Besonders bei älteren Installationen (vor 1973) besteht ein erhöhtes Risiko für Bleibelastungen durch Bleirohre. Auch in neueren Installationen können jedoch erhöhte Konzentrationen von Kupfer oder Nickel auftreten, insbesondere durch ungeeignete Materialien oder Korrosion.
Grenzwerte und korrektes Probenahmeverfahren
Die in Anlage 2 Teil I der TrinkwV aufgeführten Grenzwerte für Blei, Kupfer und Nickel gelten nach § 42 Abs. 3 nur für Wasserproben, die für die durchschnittliche wöchentliche Aufnahme des Trinkwassers durch die Verbraucher repräsentativ sind. Hierfür ist eine gestaffelte Stagnationsbeprobung nach der Empfehlung des Umweltbundesamts „Beurteilung der Trinkwasserqualität hinsichtlich der Parameter Blei, Kupfer und Nickel“ vom Dezember 2018 (Bundesgesundheitsblatt 2019 S. 1026) durchzuführen.

Durchführung der gestaffelten Stagnationsbeprobung

Nach Festlegung der Probenahmestellen durch eine fachkundige Person sind die Proben an den jeweiligen Probenahmestellen durch einen beim zugelassenen Trinkwasserlabor akkreditierten Probenehmer wie folgt zu entnehmen:
  • S0-Probe: Probenahme von 1 Liter nach ablaufen lassen bis zur Temperaturkonstanz
  • S1-Probe: Probenahme von 1 Liter nach 4 h Stagnation; 2 h sind auch erlaubt; das Messergebnis muss dann mit 2 multipliziert werden
  • S2-Probe: Probenahme von 1 weiteren Liter nach der S1-Probe
Kritisches Bewertungskriterium: Für Gebäudetrinkwasserversorgungsanlagen gelten die Grenzwerte dann als überschritten, wenn bei einer gestaffelten Stagnationsbeprobung nach der UBA-Empfehlung der Messwert einer der drei Proben S0, S1 oder S2 über dem Grenzwert liegt!
Ursachenermittlung bei Grenzwertüberschreitungen
Je nachdem, in welchen Proben erhöhte Schwermetallkonzentrationen nachgewiesen werden, sind Rückschlüsse auf die mögliche Ursache möglich:
  • Überschreitung in S0, S1 und S2: Die Ursache liegt im angelieferten Trinkwasser
  • Überschreitung in S1 und S2: Die Ursache liegt im Leitungssystem weiter hinter der Armatur
  • Überschreitung nur in S1: Die Ursache liegt in der Armatur oder im armaturnahen Bereich
Toleranzhinweis für Neuinstallationen: Die TrinkwV erlaubt in den ersten 16 Wochen nach einer Neuinstallation das Doppelte des Grenzwertes!
Praktische Hinweise zur Schwermetall-Probenahme

Vorsichtsmaßnahmen für Verbraucher

Die Einhaltung der Grenzwerte nach 4 h Stagnation bedeutet, dass nach mehr als 4 bzw. 2 Stunden Stagnation die Messwerte über den Grenzwerten liegen können! Daher empfehlen das UBA und die VDI 3810 Bl.2/ VDI 6023 Bl.3, nach mehr als 4 bzw. 2 h Stagnation das Wasser aus der Hausinstallation nicht für die Zubereitung von Säuglingsnahrung und Lebensmitteln zu verwenden.

Interpretation von Messergebnissen

Die Ergebnisse der Konzentrationen der Stoffe Blei, Kupfer und Nickel aus Wasserproben, die nach mehr als 4 bzw. 2 h Stagnation entnommen wurden, sind nicht mit den Grenzwerten der Anlage 2 Teil II der TrinkwV vergleichbar, erlauben also nicht die Aussage: Grenzwerte eingehalten ja/nein! Das gleiche gilt für Proben mit kürzerer Stagnationsdauer.
Empfehlung für den täglichen Gebrauch: Lassen Sie morgens und nach längerer Abwesenheit das Wasser ablaufen, bis es kalt (bei Kaltwasser) bzw. heiß (bei Warmwasser) aus dem Hahn kommt, bevor Sie es für die Zubereitung von Speisen und Getränken verwenden.